„Wolltest du nicht mal den Hof übernehmen?“ -hieß es 2015 von meiner Mama- „dann solltest du doch langsam mal deine Ausbildung zum Landwirt machen“. Eilig hatte ich es eigentlich nicht, besaß ich doch einen guten Beruf in der Industrie. Dennoch entschied ich mich mit 25 Jahren mit dem Landwirt einen zweiten Beruf zu erlernen, die Tragweite dieser Entscheidung für mein Leben konnte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht überreißen.
Am Ende meiner Lehre entschied ich mich, ein viermonatiges Auslandspraktikum in Neuseeland zu absolvieren. Niemand der mich kannte wollte glauben, dass ich das wirklich mache. Tatsächlich konnte ich mir das selbst am wenigsten glauben. Doch ich habe es durchgezogen. Und was soll ich sagen? Es fühlte sich großartig an, mal die eigene Komfortzone zu verlassen und sich auf die neuen Erlebnisse und Erfahrungen einzulassen.
Gerne wäre ich noch länger geblieben, doch Zuhause erwartete mich Anfang 2018 bereits das nächste Abenteuer: der 124. Herrschinger Grundkurs. Über die 10 Wochen erfuhr ich nicht nur persönliche Bildung, sondern erhielt auch erste Einblicke in die Agrarpolitik und lernte noch ganz nebenbei viele Freunde fürs Leben kennen. Die Kontakte halten bis heute und ich merkte schnell, wie hilfreich und wichtig ein breites Netzwerk sein kann. Der Grundkurs war für mich das Schlüsselerlebnis, wie interessant die agrarische Welt sein kann. Hier gibt es so viele Angebote, man muss sie nur auch annehmen.
So war es abzusehen, dass ich mich auch für den 47. TOP Kurs 2022 der Andreas Hermes Akademie in Königswinter bei Bonn bewarb. Tatsächlich kam dann auch die Zusage und ich konnte die in Herrsching gewonnenen Grundlagen noch weiter vertiefen. Hier nahm ich vor allem mit, mir selbst mehr zuzutrauen, selbstreflektierter zu sein und mich selbst, so wie ich bin zu akzeptieren.
Zwischen Grund- und TOP Kurs gab es aber zunächst zwei weitere Stationen: die Fachschule für ökologischen Landbau in Landshut-Schönbrunn von 2018 bis 2020 mit abschließendem Meisterbrief und der Agrarbetriebswirt 2020/21 in Triesdorf. Hier konnte ich meine fachlichen Kenntnisse vertiefen und lernte auch die Bedeutung der Landwirtschaft in der Gesellschaft kennen. Außerdem wurden mir die vielfältigen Möglichkeiten bewusst, die man als Landwirt hat, um sich betrieblich und persönlich weiterzuentwickeln.
Während meiner Aus- und Fortbildung hatte ich die Gelegenheit zweimal am Berufswettbewerb der deutschen Landjugend teilzunehmen. Hierbei wurde ich in der Sparte Landwirtschaft I und II jeweils bayerischer Sieger, in der L II kam ich auf Bundesebene sogar auf den zweiten Platz. Somit konnte ich hier mit dem Austragungsort im HdbL noch einen weiteren Erfolg nach dem Grundkurs feiern.
In all der Zeit erkannte ich, wie essentiell für eine funktionierende Gesellschaft ehrenamtliches Engagement und der Wille zum Gestalten ist. Nicht zuletzt aus diesem Grund nahm ich die Chance wahr, als Vorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft die Agrarwelt mit zu formen. Der TOP Kurs hat mir an dieser Stelle das nötige Selbstbewusstsein gegeben, mir das Amt überhaupt zuzutrauen. Und der heimische Betrieb mit Ackerbau und Mutterkuhhaltung mit Direktvermarktung gibt mir die nötige Flexibilität, die zahlreichen Termine wahrzunehmen. Besonders dankbar bin ich meinen Eltern, die mir hier den Rücken freihalten. Zwar ist dieses Amt sehr fordernd, doch kann man genau hier über sich selbst hinauswachsen. Und all die Erfahrungen und Begegnungen sind unbezahlbar. Besonders spannend finde ich, wie viele alte Freunde und Bekannte aus früheren Stationen ich hier wieder treffe.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich wirklich jede Gelegenheit genutzt habe, die sich mir in den letzten Jahren auftat. Zweifelsohne dominierte nicht immer die Vorfreude zu all den neuen Stationen und Herausforderungen, doch bin ich sehr froh, mich einfach mal auf neue Dinge eingelassen zu haben und dass ich all diese Erfahrungen machen durfte. Ich bin gespannt, wohin mich das Leben noch bringt, doch ich kann jedem nur empfehlen: Bleibt interessiert, schaut über den Tellerrand hinaus und macht auch mal Dinge außerhalb eurer Komfortzone, denn genau daran wächst man als Mensch und landwirtschaftlicher Unternehmer!