Mit BUS-Kursen die Aussiedlung und Neubau begleitet

Unsere Vision war, eine neue Reitanlage im Außenbereich zu bauen, eine Betriebsaussiedlung hier in unserem Heimatort Kleinberghofen im Landkreis Dachau. Unser alter Betrieb, der Pferdelaufstall Eckhof im Ort,   konnte aus Platzgründen nicht aufgestockt werden.

Wir dürfen uns kurz vorstellen.
Georg Höchtl – Jahrgang 1949 und Renate Höchtl – Jahrgang 1961
Hofnachfolger: Andreas Höchtl – Jahrgang 1987 und Daniela Höchtl – Jahrgang 1986 und die Juniorchefin Verena – Jahrgang 2017

Den Traum zum Leben erwecken:
2001 haben wir Kontakt zum Reitanlagenplaner Georg Fink aufgenommen und mit seiner Hilfe, seinen Ideen und unseren Visionen ist die Reitanlage Eckhof II entstanden.

Ein großer Schritt, eine komplette Betriebsaussiedelung. Weiterbildung war für uns immer schon ein sehr wichtiger Faktor, so waren wir in allen Fachseminaren im Bereich Pferd und Stallbau, die so rundum angeboten wurden.  Mein Mann Georg hat neben seinem Landwirtschaftsmeister noch die Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister absolviert. In Herrsching besuchen wir seit über 25 Jahren alle Pferdeseminare und dabei haben wir die BUS-Reihe kennengelernt diese gemeinsam absolviert.  Es war sehr wichtig für uns, dass wir diese persönliche Weiterbildung zusammen gemacht haben. Damals waren das noch 20 Einheiten und wir haben sehr viel dabei gelernt. Unsere persönlichen Stärken, Strategien, Entscheidungskriterien, Unternehmensführung, Verhandlungen und vieles mehr und das alles zielgerichtet einsetzen.   Diese Zeit und der Austausch mit der Gruppe waren eine große Bereicherung, das Vorhaben von allen Seiten beleuchten und ausfeilen.

Wir haben unser Projekt realisiert, mit viel Kraft und Mut und auch natürlich auch mit so einigen schlaflosen Nächten. Wir haben sehr viel selber gemacht, haben uns immer Fachpersonal eingestellt und es hat Spaß gemacht, war jedoch auch eine harte und arbeitsintensive Zeit.

2005 war dann Tag der offenen Türe und es war mit viel persönlichem Engagement verbunden, neue Kunden zu gewinnen. 2006 haben wir noch unsere Reithalle gebaut und während der gesamten Zeit auch sehr viele Seminare besucht. Stall- und Pferdemanagement, Marketing, Kommunikationstraining, Konfliktmanagement, Fachseminare für Pensionspferdehalter, Lehrgänge, was so angeboten wurde. Der Anfang war nicht leicht, es war viel Engagement und Aktivitäten notwendig, damit man neue Kunden akquirieren konnte. Unsere moderne und vor allem pferdegerechte Reitanlage ist mittlerweile in der Reiterszene sehr bekannt und geschätzt.  Im Jahr 2015 haben wir die Reitanlage dann unserem Hofnachfolger Andreas übergeben.

Auch für die Betriebsübergabe waren wir in zahlreichen Übergabeseminaren in Herrsching, bei der SVLFG und was sonst noch so angeboten wurde. Wichtig war uns, dass hinterher die ganze Familie – einfach alle, zufrieden sind. Mit dem Berater Isidor Schelle vom BBV wurden alle Themen im Detail bearbeitet,  harmonisch und gerecht, alle an einem Tisch.  Unser Hofnachfolger Andreas ist auch Landwirtschafts- und Pferdewirtschaftsmeister und Grundkursteilnehmer. Er betreibt nun mit seiner Frau Daniela, Reittherapeutin und Pferdefachfrau, die Reitanlage Eckhof 2 und den alten Stall Eckhof 1. Beide haben ebenfalls die BUS-Kurse absolviert und sind gerne und stets in Sachen Weiterbildung unterwegs.

Heute sind wir die „Senior Consultants“ oder wie man bei uns so schön sagt, die „geländegängigen Altenteiler“. Wir lieben und genießen den harmonischen und familiären Umgang mit unseren Jungen und auch mit der kleinen Hofnachfolgerin Verena.  Wir sind gerne noch am Betrieb mit dabei, doch es geht auch ohne uns, wenn wir mal unterwegs sind. Mein Mann, der Seniorchef Schorsch fährt gerne mit dem Rad lange Touren, geht zur Jagd und wir genießen unsere Gemeinsamkeiten. In meiner Freizeit bin ich ehrenamtlich tätig als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Pensionspferdehalter BBV in Bayern. Für mich ist es wertvoll, was bewegen zu können, den Berufsstand zu vertreten und kämpfen, damit wir in unserem Umfeld  mit allen Anforderungen gut bestehen können. So ganz nebenbei bin ich noch freie Rednerin unterwegs  für Trauungen und Trauerfeiern.

Ich bin sehr dankbar, dass ich verheiratet bin der Liebe meines Lebens und auch dafür, dass wir so ein harmonisches und gutes Leben mit unserer ganzen Familie führen.

Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum – und das aus vollem Herzen.

Eure Renate Höchtl

 

 

Schweden 1955

Als zweitälteste 1936 geboren verbrachte ich mit meinen vier Geschwistern auf unserem landwirtschaftlichen Anwesen in Scheuring eine glückliche Kindheit.

Im Jahre 1942 wurde ich in die Volksschule des Dorfes eingeschult. Nach erfolgreichem Abschluss ging es 1952 nahtlos in die Berufschule für landwirtschaftliche Hauswirtschaft in Landsberg. Es wurde dort mein 1. Lehrjahr auf dem elterlichen Betrieb anerkannt. Mein 2. Lehrjahr verbrachte ich dann in Haffegg, Nähe Bernbeuern bei Familie Socher. Das 3. Lehrjahr absolvierte ich im Schlossgut Sulzemoos bei Familie Funk. Im Jahre 1954 legte ich die Prüfung zur ländlichen Hauswirtschaftsgehilfin mit Erfolg ab.

Der bayerische Bauernverband empfahl uns Prüflingen anschließend ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Ich entschied mich 1955 umgehend für ein Angebot aus Schweden. Familie Bertil und Inga Danielsson in Kraonagestag Linköping und ihre 4 Kinder nahmen mich mit Freuden auf. Ich verbrachte dort 1 1/2 Jahre. Es war eine wunderbare Zeit für mich.

Meine Tante leitete zu dieser Zeit die Hauswirtschaftsschule in Pfaffenhofen an der Ilm. Sie brauchte dringend eine Praktikantin für den Schulbetrieb, so arbeitete ich anschließen ein Jahr dort. Mein Ziel war den Meistertitel zu erwerben. Dazu besuchte ich die Hauswirtschaftliche Fachschule in Landsberg. 1959 legte ich die Prüfung mit großem Erfolg ab.

Im Mai 1959 heiratete ich Michael Klas und zog in sein landwirtschaftliches Anwesen nach Steinebach. Unser Betrieb wurde als Lehrbetrieb anerkannt und wir bildeteten in den nächsten Jahren 23 weibliche und 4 männliche Lehrlinge aus. In diesen Jahren war ich auch viel als Prüferin für die Gehilfenprüfungen tätig. Als zweites Standbein boten wir Zimmer mit Vollpension an Urlaubsgäste an. Die Arbeit mit den Feriengästen machte mir immer sehr viel Freude und empfand es als wertvolle Bereicherung.

Das Auslandspraktikum in Schweden begleitete mich das ganze Leben und habe noch immer Kontakt mit der Familie.

Durch das Herrschinger Denken zum BBV Präsident

Herrsching bedeutete für mich : Geistige und philosophische Freiheit!
Meine Kindheit verbrachte ich auf dem elterlichen Einzelhof, die weiterführende Schule später im Internat. Das war eine gute Zeit – aber es war ein kleiner, enger Kosmos. Gefangen in einem engen Horizont.
Dann kam der Grundkurs in Herrsching. Ich lernte und hörte andere Denkweisen, Dialekte und Verhaltensregeln. Besonders beeindruckt war ich von den Dozenten und Gastreferenten, die uns den Blick hinaus in die Welt vermittelten und uns die Kräfte des freien Denkens und Handelns aufzeichneten.
Dies war für mich wie eine Offenbarung: Freiheit der Gedanken, Selbstbewußtsein und Selbstsicherheit.
Für mich folgte dann ein Praktikum in Finnland und der Gewinn für einen halbjährigen Aufenthalt als  Jugendbotschafter in den USA.

Herrsching und meine Auslandserfahrungen überzeugten mich schließlich: Nirgendwo in der Welt gibt es bessere Voraussetzungen für das weitere Leben, als in meiner Heimat. Aber nur, wenn man sich selbst aktiv einbringt in unsere Gesellschaft.
Nachdem ich mich in der Parteipolitik zu sehr eingeengt fühlte, engagierte ich mich sehr in der
Bay. Jungbauernschaft. Dort hatte ich den gewünschten Freiraum. Zeitgleich begann auch mein Engagement im Bayerischen Bauernverband.
Durch das Herrschinger Denken, die große Entfaltungsmöglichkeit bei der Bayerischen Jungbauernschaft und Loyalität gegenüber dem Bay. Bauernverband konnte ich mit 42 Jahren BBV Präsident werden.

Nach fast 25jährigen Kämpfen in Spitzenfunktionen für unsere Bauernfamilien und unsere Heimat bin ich jetzt ein mit sich im Reinen, glücklicher alter Mann!

Lieber spät als nie zum traumberuf

Als zweites Kind eines Landwirts war schnell klar, dass ich der weichende erbe sein werde. Somit machte ich eine Ausbildung als Schreinerin und arbeitete nebenbei als Betriebshilfe.

2015 krempelte ich dann mein Leben von Grund auf um, machte die Ausbildung zur Landwirtin und bin seitdem einer der zufriedensten Menschen. Betriebshilfe ist immer noch ein wichtiger Teil meines Lebens und auch viele Fortbildungen, auch in Herrsching, waren mittlerweile dabei. Ein Leben für die Landwirtschaft einfach. Denn Liebe kommt von Landwirtschaft.

Mein buntes Landfrauenleben

Ich lerne Konditorin, weil mein Papa sehr gerne Kuchen isst. Durch meine Einheirat in einem Hof, den mein Mann und ich mit viel Liebe und Leidenschaft, zu einem schönen Betrieb ausgebaut haben, hat sich auch die Liebe zur Landwirtschaft und die Kombination mit Kuchenverkauf entwickelt. 18 Jahre hab ich am Bauernmarkt Mühldorf Kuchen verkauft. 2002 bin ich zur Ortsbäuerin gewählt worden. Ich habe auch noch Backvorführungen gegeben. So wurde auch das Selbsbewußtsein gestärkt. Man wächst an seinen Aufgaben…Mir war sehr wichtig, die Landfrauen zusammen zu halten. 2012 bin zur Kreisbäuerin gewählt worden. Viele intressante, aber auch lehrreiche Gespräche und Begegnungen , natürlich auch viel Ehrenamtsarbeit prägten meine nächsten Jahre. Man bekommt viel Einblick in verschiedene Verbände.Ein Sohn arbeitet am Betrieb mit, und so erfüllte ich mir, mit Rückendeckung der Familie, den Traum vom Hofcafe. Die Idee mit dem regionalen Frühstücksbuffett , dem selbstgebackenem Bauernbrot, und den Kuchen und Torten  kommen so gut an, dass uns ca. 500 Gäste jedes Wochenende besuchen. Mit meinem Team um ca. 20 Mitarbeiter auf Teilzeit , arbeiten wir daran, dass es unseren Gästen gutgeht. Wenn ich mit den Gästen über unsere Landwirtschaft rede, verbinde ich Arbeit mit Öffentlichkeitsarbeit. Mit Unsere bayrischen Bauern habe ich schon ein paar Videos gedreht, als Botschafter für die Landwirtschaft. Es gibt einige Rezeptvideos usw. Als Frau der guten Rezepte wurde ich in der Presse öfter betitelt. Im Kreistag bin ich auch  vertreten. Es ist ein buntes, intressantes Leben , mit Arbeit aus Leidenschaft, und mit meiner Familie.

Ich kann Herrsching nur danken

Ich war bei Gerhard Deininger 1960 im 15. Grundkurs.

Es waren damals tolle Kerle dabei. Habe natürlich mit immer wenigeren noch Kontakt.

Ein Prof. Nepik gab Ethik. Eine seiner Aussagen war: „Ihr Bauern habt es leicht. Ihr geht doch mit der Schöpfung um, euren Mitmenschen, euren Tieren, eurem Wald, euren Feldern. Habt Achtung, es ist alles Gottes Schöpfung. Eure Arbeit kann mit der richtigen Einstellung euer tägliches Gebet sein.“

Wir Kinder zu Hause lebten an der Kirche, waren täglich vor der Schule in der Frühmesse, ich sang 20 Jahre im Kirchenchor und erlebte nach der Schule in Herrsching auch die Quer3elen der Hierarchie sehr viel kritischer.

Nepik sagte auch: „Bevor ihr euch ärgert, sucht eine schöne Stelle im Wald oder in der Natur und bittet und dankt dem Schöpfer.“ Durch diese Einstellung kam ich sehr bald zum Biolandbau 1976 und durch die Fügung Gottes zur richtigen Partnerin, denn in meinem Kurs in Herrsching war der Sohn der „Lehrfrau“ von Ingrid, meiner Frau.

Es kann kein Zufall sein, sondern Fügung.

Ich kann Herrsching nur danken.

So viele Möglichkeiten, man muss sie nur nutzen!

„Wolltest du nicht mal den Hof übernehmen?“ -hieß es 2015 von meiner Mama- „dann solltest du doch langsam mal deine Ausbildung zum Landwirt machen“. Eilig hatte ich es eigentlich nicht, besaß ich doch einen guten Beruf in der Industrie. Dennoch entschied ich mich mit 25 Jahren mit dem Landwirt einen zweiten Beruf zu erlernen, die Tragweite dieser Entscheidung für mein Leben konnte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht überreißen. 

Am Ende meiner Lehre entschied ich mich, ein viermonatiges Auslandspraktikum in Neuseeland zu absolvieren. Niemand der mich kannte wollte glauben, dass ich das wirklich mache. Tatsächlich konnte ich mir das selbst am wenigsten glauben. Doch ich habe es durchgezogen. Und was soll ich sagen? Es fühlte sich großartig an, mal die eigene Komfortzone zu verlassen und sich auf die neuen Erlebnisse und Erfahrungen einzulassen. 

Gerne wäre ich noch länger geblieben, doch Zuhause erwartete mich Anfang 2018 bereits das nächste Abenteuer: der 124. Herrschinger Grundkurs. Über die 10 Wochen erfuhr ich nicht nur persönliche Bildung, sondern erhielt auch erste Einblicke in die Agrarpolitik und lernte noch ganz nebenbei viele Freunde fürs Leben kennen. Die Kontakte halten bis heute und ich merkte schnell, wie hilfreich und wichtig ein breites Netzwerk sein kann. Der Grundkurs war für mich das Schlüsselerlebnis, wie interessant die agrarische Welt sein kann. Hier gibt es so viele Angebote, man muss sie nur auch annehmen. 

So war es abzusehen, dass ich mich auch für den 47. TOP Kurs 2022 der Andreas Hermes Akademie in Königswinter bei Bonn bewarb. Tatsächlich kam dann auch die Zusage und ich konnte die in Herrsching gewonnenen Grundlagen noch weiter vertiefen. Hier nahm ich vor allem mit, mir selbst mehr zuzutrauen, selbstreflektierter zu sein und mich selbst, so wie ich bin zu akzeptieren. 

Zwischen Grund- und TOP Kurs gab es aber zunächst zwei weitere Stationen: die Fachschule für ökologischen Landbau in Landshut-Schönbrunn von 2018 bis 2020 mit abschließendem Meisterbrief und der Agrarbetriebswirt 2020/21 in Triesdorf. Hier konnte ich meine fachlichen Kenntnisse vertiefen und lernte auch die Bedeutung der Landwirtschaft in der Gesellschaft kennen. Außerdem wurden mir die vielfältigen Möglichkeiten bewusst, die man als Landwirt hat, um sich betrieblich und persönlich weiterzuentwickeln.

Während meiner Aus- und Fortbildung hatte ich die Gelegenheit zweimal am Berufswettbewerb der deutschen Landjugend teilzunehmen. Hierbei wurde ich in der Sparte Landwirtschaft I und II jeweils bayerischer Sieger, in der L II kam ich auf Bundesebene sogar auf den zweiten Platz. Somit konnte ich hier mit dem Austragungsort im HdbL noch einen weiteren Erfolg nach dem Grundkurs feiern.  

In all der Zeit erkannte ich, wie essentiell für eine funktionierende Gesellschaft ehrenamtliches Engagement und der Wille zum Gestalten ist. Nicht zuletzt aus diesem Grund nahm ich die Chance wahr, als Vorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft die Agrarwelt mit zu formen. Der TOP Kurs hat mir an dieser Stelle das nötige Selbstbewusstsein gegeben, mir das Amt überhaupt zuzutrauen. Und der heimische Betrieb mit Ackerbau und Mutterkuhhaltung mit Direktvermarktung gibt mir die nötige Flexibilität, die zahlreichen Termine wahrzunehmen. Besonders dankbar bin ich meinen Eltern, die mir hier den Rücken freihalten. Zwar ist dieses Amt sehr fordernd, doch kann man genau hier über sich selbst hinauswachsen. Und all die Erfahrungen und Begegnungen sind unbezahlbar. Besonders spannend finde ich, wie viele alte Freunde und Bekannte aus früheren Stationen ich hier wieder treffe.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich wirklich jede Gelegenheit genutzt habe, die sich mir in den letzten Jahren auftat. Zweifelsohne dominierte nicht immer die Vorfreude zu all den neuen Stationen und Herausforderungen, doch bin ich sehr froh, mich einfach mal auf neue Dinge eingelassen zu haben und dass ich all diese Erfahrungen machen durfte. Ich bin gespannt, wohin mich das Leben noch bringt, doch ich kann jedem nur empfehlen: Bleibt interessiert, schaut über den Tellerrand hinaus und macht auch mal Dinge außerhalb eurer Komfortzone, denn genau daran wächst man als Mensch und landwirtschaftlicher Unternehmer! 

Herrsching mit Nachspiel

Am 6. Januar 1993 fuhr ich mit großen Erwartungen zum Start des Grundkurses nach Herrsching. Seit frühester Jugend war ich nicht nur landwirtschaftlich interessiert, habe gerne in unserem Gasthaus mitgeholfen, sondern war politisch interessiert. In meinem Kinderzimmer hingen keine Poster von Popstars oder Schauspieler, sondern von Franz-Josef Strauß und Edmund Stoiber – so war der Besuch des Grundkurses bald ein großes Ziel.

Als ich in Herrsching ankam, ahnte ich noch nicht, dass Herrsching für mich mehr werden würde, als der Grundkurs. Nicht nur, dass der Grundkurs meine Erwartungen vollkommen erfüllte und von vielem profitiere ich noch heute. Etwas einschneidendes kam noch hinzu. Die Küche hatte in diesem Winter viele Krankheitsfälle zu verkraften und es herrschte akuter Personalmangel, was dazu führte, dass Herr Dr. Treiber den Grundkurs um Mithilfe in der Küche bat. Ich wurde besonders oft eingeteilt, da ich ja mit „gastronomischen Vorkenntnissen“ ausgestattet war. Es sollte sich lohnen; denn schon bald entwickelte sich zwischen mir und der stv. Küchenleiterin Martina mehr als die Mithilfe in der Küche und am letzten Tag des Grundkurses, fragte mich Wulf Treiber, ob man mich noch häufiger in Herrsching sehen würde, was ich bejahte. 1996 heiratete ich Martina und gemeinsam führen wir unseren Betrieb und haben ihn stets weiterentwickelt. Doch Herrsching sollte mich noch öfter sehen. 2003 wurde ich Bezirksvorsitzender und seit 2008 Landesvorsitzender des vlf Bayern, außerdem von 2007 stv. Kreisobmann und 2017 wurde ich BBV-Kreisobmann in Passau. Unser Betrieb hat sich bestens entwickelt, mein verbands- und kommunalpolitisches Engagement ist und bleibt meine Leidenschaft u. a. auch als stv. Landrat des Landkreises Passau. Bezeichnenderweise hatte ich im Grundkurs den Spitznamen „Landrat“.

Der Herrschinger Grundkurs ist ein unschätzbares Element in der Ausbildung und kann auch andere positive Effekte mit sich bringen, die sich ein Leben lang lohnen.

Schwierige Situationen auf den Höfen meistern

Ich, Ulrich Stimmer, 56 Jahre alt, seit 31 Jahren verheiratet, habe 2 Kinder und 4 Enkel.
Ich komme aus einem Hof mit 8 Geschwistern, lernte Landwirt, besuchte die höhere Landbauschule in Rotthalmünster und schloss gut ab.
Seit 1998 bin ich im Pfarrgemeinderat, ab 2006 1.Vorsitzender, und seit 2002 im Gemeinderat.
1990 wurde ich als hauptamtlicher Betriebshelfer im Landkreis Mühldorf angestellt. Arbeitspraxis bekam ich auf den Höfen mit. Mit der Zeit merkte ich, dass mir Kurse in Herrsching weiterhalfen, die ich im Umgang mit den Menschen brauchte, wie z. B. Gesprächsführung mit traumatisierten Personen.
2012 wurde ich auf einen Hof geschickt, auf dem der Bauer, Vater von 3 kleinen Kindern, durch einen Arbeitsunfall querschnittgelähmt wurde. Ich übernahm die Fütterung der Tiere, mit seinen Eltern das Melken im Melkstand, und die psychische Betreuung der Familie durch positives Zureden und mögliche Wege für die Zukunft zu überlegen.
Nach 7 Monaten fiel die Seniorin beim Melken aus. Ich sah, dass die Jungbäuerin das Melken mit übernehmen muss, wenn der Hof weitergehen soll. Sie nahm meinen Vorschlag an und ich brachte ihr in 3 Wochen die Namen der 50 Kühe und das Melken bei. Als mein Einsatz zu Ende war, bedankte sich der Bauer herzlich bei mir, dass ich seine Frau so motiviert habe. Sie hatte Freude daran und war stolz, es zu schaffen.
Durch Zusammenhelfen der Familie und der Nachbarn überstand die Familie 10 schwierige Jahre. Jetzt lernt ein Sohn wieder Landwirt.
Ein paar Mal im Jahr komme ich noch zum Aushelfen.
Die Einsatzleitung des MR schickt mich oft zu Höfen mit Schicksalsschlägen, wo der BBV sehr gut berät.
Ich kam in 33 Jahren auf 203 Höfen gut zurecht. Die Referenten der Kurse in Herrsching, bezahlt von meinem Arbeitgeber LBHD, gaben mir wertvolle Tipps.

Vom GK-Teilnehmer zum Trainer

Mein Name ist Alois Neumaier, komme aus der Hallertau und bin 29 Jahre alt.

2014 nach der Landwirtschaftslehre besuchte ich den 120. Herrschinger Grundkurs. Wir waren ein großer Kurs mit 70 Teilnehmern, wo einem nie langweilig wurde. Durch den Grundkurs lernte ich, dass man die Komfortzone verlassen muss um wachsen zu können, beruflich als auch privat.

Nach dem Grundkurs besuchte ich die Winterschule in Pfaffenhofen und schloss diese 2017 mit dem Meisterbrief ab.

Anschließend bin ich zuhause auf dem Hopfenbetrieb eingestiegen und wir gründeten die Hamberger-Hof GbR. Hier wurde die Meisterarbeit gleich umgesetzt. Es wurde Hopfen erweitert und in Erntetechnik und einen neuen Schlepper investiert.

Doch die Grundkurszeit lies mich nie ganz los und ich hatte noch Lust auf mehr, so besuchte ich 2018 den 43. Top-Kurs. Auch hier fand ich viele Freunde fürs Leben und es war eine tolle Ergänzung und Wiederholung zum Grundkurs. (Wenn auch in Hochdeutsch 😉)

2019 hatte ich die Möglichkeit eine Firma zu übernehmen und produziere seitdem Förderbänder für Hopfenpflückmaschinen als weiteres Standbein zum Betrieb.

Durch die Erfahrungen aus Grundkurs und Top- Kurs habe ich mich dazu entschlossen die Trainerausbildung bei der Andreas Hermes Akademie zu absolvieren. Anschließend kam Corona und der Start als Trainer verschob sich auf unbestimmte Zeit.

2022 auf dem 50ten Geburtstag von Uli Ernst (auch GK´ler und Trainer) kam ich mit Herrn Strobl (Direktor) ins Gespräch und kurze Zeit darauf durfte ich den 128. Herrschinger Grundkurs begleiten. Die Teilnehmer, als auch das restliche Team ermöglichten mir einen super Start und machten mir Lust auf mehr.

Ich bin gespannt was ich hier die nächsten Jahre noch ergänzen kann und freue mich auf die Zukunft.